Hinter den Mauern der DDR

Titel: Das zweite Geheimnis

Autor/in: Titus Müller

Wertung: 5 Sterne

Es ist das Jahr 1973. Die DDR befindet sich in Aufbruchsstimmung und will sich von seiner besten Seite zeigen, denn in diesem Jahr finden hier die Weltfestspiele der Jugend statt. Zur gleichen Zeit wird in der Bundesrepublik der rechte Mann des Bundeskanzlers als Spion entlarvt. Diese und andere historischen Tatsachen bilden die Grundlage für diese spannungsgeladene Erzählung.

Es ist der zweite Band einer dreiteiligen Reihe über wichtige Stationen in der deutsch-deutschen Geschichte, die Erzählung ist jedoch in sich abgeschlossen. Im ersten Band, der zur Zeit des Mauerbaus spielt, lernt der Leser die Protagonisten Ria kennen, die als Spionin dem Bundesnachrichtendienst hilft. Dabei verliebt sie sich in einen westdeutschen Journalisten.

Inzwischen sind zwölf Jahre seit ihrem letzten Treffen vergangen und sie hat einen Plan. Wegen ihrem wichtigen Posten als Mitarbeiterin von Alexander Schalck, dem Leiter der Kommerziellen Koordinierung, darf sie Urlaub in Bulgarien machen. Hier treffen Ost und West zusammen, somit ist das die perfekte Gelegenheit ein Treffen mit ihrem Freund zu vereinbaren. Doch die Osturlauber werden stark überwacht, es scheint fast unmöglich Zeit miteinander zu verbringen. Und dann wird Ria unverhofft festgenommen. Ist ihre Verabredung mit ihrem westdeutschen Freund aufgeflogen?

Rias Schwager Henning arbeitet als Grenzbeamter, doch es fällt ihm zunehmend schwer diesen Job mit seinem Gewissen zu vereinbaren. Kurzentschlossen versucht er zu fliehen, doch er wird angeschossen und nach einem Krankenhausaufenthalt findet er sich im Gefängnis wieder.

Rias Tochter Annie ist mittlerweile sechzehn. Sie lebt für den Sport. Ihr Freund rät ihr die kleinen blauen Pillen, die sie als Sportler nehmen müssen, nicht zu nehmen. Er traut dem Regime nicht.

Einmal angefangen, fällt es schwer dieses Buch aus der Hand zu legen. Nicht nur die verschiedenen Erzählstränge im Westen und Osten machen die Geschichte so spannend. Die Hauptcharaktere werden lebendig, denn der Leser lernt sie mit ihren Beweggründen kennen, und das trifft nicht nur auf die sympathischen Personen zu. Interessant sind auch die vielen Erklärungen über die Spionagekunst der 70er Jahren. Wie anders waren damals die technischen Möglichkeiten! Eine besondere Stärke dieses Buchs ist, dass es die Angst und Hoffnungslosigkeit der Ostbevölkerung spürbar macht. Die Stärke der Grenze und mehrere misslungene Fluchtversuche werden beschrieben, dabei stützt sich der Autor auf historische Quellen.

Fazit: Der Autor leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass diese Zeit unvergessen bleibt, und wir aus der Geschichte lernen können. Spannend und mit einer wichtigen Thematik ist dieses Buch sehr empfehlenswert für alle, die unsere deutsche Geschichte besser verstehen wollen!