Ein fast Hundertjähriger Botschafter gegen das Vergessen

Titel: Damit die Erinnerung nicht verblasst wie die Nummer auf meinem Arm

Autor/in: Nicolas Büchse

ISBN: 9783328111443

Wertung: 5 Sterne

Albrecht Weinberg erlebt als junger Mann, wie sich das Denken von Freunden und Nachbarn allmählich verändert. Sein Vater ist ein geachteter Bürger und arbeitet als Viehhändler. Doch er leidet unter den zunehmenden Einschränkungen für Juden. Schon bald darf er nicht mehr seinen Beruf ausüben, und die Kinder nicht mehr die Schule besuchen. Besonders schmerzhaft für den Jungen Albrecht ist, dass sich Freunde nicht mehr mit ihm treffen dürfen.

Trotz der Pogrome, erlebt er jedoch mehrere glückliche Jahre auf einem landwirtschaftlichen Gut. Die dort von einer jüdischen Hilfsorganisation untergebrachten Jugendliche sollen Fertigkeiten erlernen, die ihnen bei einer eventuellen Emigration nützlich sein könnten. Viele seiner Freunde können sich ins Ausland retten, doch Albrecht nicht. 1943 wird er nach Ausschwitz deportiert.

Er überlebt. Gerade so, es ist eigentlich ein Wunder, dass der geschundene, abgemagerte junge Mann die Jahre in verschiedenen Arbeits- und Konzentrationslagern übersteht. Er möchte danach nur weg. Zusammen mit seiner Schwester lebt er ab 1947 in Amerika. Sie wollen eigentlich nie wieder zurück nach Deutschland. Doch als seine schwerkranke Schwester mehr Pflege braucht, als sie in Amerika bekommen kann, reist das Geschwisterpaar doch zurück in die alte Heimat. Nach ihrem Tod beginnt Albrecht von dem Erlebten zu erzählen. Der inzwischen fast Hundertjährige Mann hält Vorträge und sieht sich als Botschafter gegen das Vergessen. Vor allem junge Menschen möchte er informieren, und die Jugendliche lieben es Zeit mit Albrecht zu verbringen.

Die wahre Geschichte dieses Buches ist wertvoll und wichtig. Die eindrückliche Erzählung klingt noch lange nach. Albrecht Weinberg versteht es gut, die Unfassbarkeit der grausamen Taten darzustellen.

Die Geschichte wechselt zwischen zwei Zeitebenen. Auf der einen Seite verfolgt der Leser Weinbergs Leben von Anfang an, mit einem Schwerpunkt auf dem Erleben während des Dritten Reichs. Dazwischen wird abschnittsweise vom Neuanfang der Geschwister in Deutschland erzählt. Die Wechsel in die heutige Zeit bietet zwar eine Pause, um die geschilderten Schrecken zu verdauen, trotzdem wirken sie etwas störend.

Ich persönlich finde an diesem Buch besonders wertvoll, dass der Stimmungswechsel in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg anschaulich geschildert wird, zum Beispiel die zunehmende Einschränkungen für Juden und die Veränderung von Beziehungen bis hin zur Feindseligkeit. Ich hoffe, dass diese Erinnerungen von vielen gelesen werden und dass sie helfen, dass Menschen aller Nationalitäten und Rassen wertgeschätzt werden.

Fazit: Erinnerungen eines KZ-Überlebenden, die eindrücklich zeigen, wie schlimm die Judenverfolgung in Deutschland tatsächlich war. Sehr empfehlenswert!