Zwei Silberlöffel und zwei Gabeln. Das ist alles, was eine Familie aus den Trümmern ihres Zuhauses retten kann. Ein zu Fetzen geliebter Teddybär, den ein gefühlskalter Vater sein Leben lang aufbewahrt. Das Messer, zuerst Verteidigungswaffe, und nun Küchenwerkzeug.
In diesem Buch erzählen fast vierzig Menschen von den Erlebnissen ihrer Eltern im Krieg. Ein Gegenstand steht dabei sinnbildlich für die Jahre voller Entbehrungen und Angst, teils aber auch Freude und Geborgenheit. Eine Vielzahl der Erzähler sagen, dass sie nur wenig mit ihren Eltern über ihre Kriegserfahrungen sprechen konnten. Da ist eine undurchdringliche Wand. Das Gefühl, dass die Elterngeneration nicht befragt werden will. Nur in besonderen Augenblicken lassen die inzwischen Altgewordenen teilhaben an den schwerwiegenden Geschehnissen in ihrer Kindheit und Jugend. Und selbst dann geht es selten um Gefühle. Das war damals so, heißt es dann.
Viele berichten von abwesenden Vätern, die entweder im Krieg gefallen oder voller Wut heimgekommen sind. Manchmal sind es die Mütter, die es nicht schaffen für ihre Kinder da zu sein. Einige Erzähler mussten wegen ihrer jüdischen Herkunft fliehen. Einer ist wütend auf seinen Vater, der als Nazi viele Unschuldige auf dem Gewissen hat. Ein anderer versteht nicht, warum er in ein Kinderheim gesteckt wurde.
Die Erfahrungen lassen sich jeweils in fünf bis zehn Minuten lesen. Jedes Kapitel beginnt mit einem künstlerisch wunderschönen Bild des Gegenstands und endet mit einem Porträtfoto des Berichtenden. Dazu kommen kleine alte Fotos, Erinnerungen an ein langes Leben.
Die Berichte sind in der Ich-Form geschrieben. Ergänzt wird das Buch mit einem Interview mit Peter Maar, dem Schreiber der bekannten Sams-Geschichten, und von seinem Sohn und Enkel. Und das Buch endet mit einem Interview über die Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen.
Jede einzelne Geschichte ist spannend und lesenswert. Interessant und aufschlussreich ist vor allem das Gemeinsame an diesen Geschichten. Es wirft Licht auf Rätselhaftes im Leben der Kriegskinder-Generation und weckt Verständnis für die teilweise recht harte und schroffe Erziehung, die ihre Kinder erleben mussten.
Fazit: Ein wunderschön gestaltetes und sehr lesenswertes Buch über die Erfahrungen von traumatisierten Kindern im Zweiten Weltkrieg, die über ihre Erlebnisse meist geschwiegen haben. Und doch haben sie etwas von ihrem Schmerz an die nächste Generation weitergegeben. Sehr empfehlenswert, und durch die hochwertige Ausstattung sehr gut als besonderes Geschenk geeignet!
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