Was bleibt nach den Slumfies?

Wie Hilfe aussehen kann, wenn die Not so groß ist

Syrische Flüchtlinge im Libanon, Teil 1

Wie es zu unserer Reise kam

Unsere Familie lebt schon seit mehreren Jahren im Mittleren Osten. Durch das Kommen und Gehen der ausländischen Arbeitskräfte hier, konnten wir viele besondere Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern kennenlernen.

Melissa Mitchell ist eine dieser Personen. Vor Jahren gab sie ihren gutbezahlten Job auf, als sie von der großen Not unter den Flüchtlingen hörte. Es war für sie so, als würde Gott ihr persönlich sagen, „Tue du etwas dagegen.“

Ihr beruflicher Hintergrund im Management kam ihr bei ihrer neuen Aufgabe zugute. Innerhalb kürzester Zeit baute sie eine humanitäre Organisation auf, die in mehreren Ländern tätig ist.  Diese Organisation unterstützt einheimische Mitarbeiter, die bereits vor Ort Hilfe leisten, mit Geldzuwendungen, Sachspenden und Personal.

Gespannt verfolgte ich diese Arbeit, da uns als Familie benachteiligte Menschen am Herzen liegen. Als sich die Möglichkeit bot Melissa in den Libanon zu begleiten, waren wir sehr interessiert.

Mir war nicht klar, wie unser Dienst bei diesem sogenannten „Service trip“ aussehen würde. Was kann man in wenigen Tagen erreichen? Geht es um eine neue Art des Abenteuerreisens, oder gar um ein paar Bilder als verdrehtes Andenken an Armut?

Der Begriff „Slumfies“ besteht aus den Wörtern „Slum“ und „Selfies“. Unter Prominenten liegt es im Trend als weißer Retter in arme Länder zu gehen – ein paar Bilder inmitten des Slums knipsen, und weiter geht es zum nächsten Krisengebiet. Es ist erschreckend, dass Arme auf diese Weise missbraucht werden. Also lieber zu Hause bleiben?

Trotz dieser Zweifel, hatte ich den starken Eindruck, wir sollten zu den Flüchtlingslagern gehen. Als sich alles fügte, war es wie wenn Gott ein grünes Licht zu dieser Reise geben würde. Einige Freunde wollten uns begleiten. Wir waren alle gespannt, denn wir hatten keine Ahnung was uns erwartet.

Inwieweit wir wirklich helfen können, wussten wir nicht, aber wir wollten zumindest nicht mit leeren Händen kommen. Einige Bekannte gaben uns Geld und gebrauchte Kleidung mit. Andere kauften warme Wintersachen ein, da es in dieser Gegend im Winter sehr kalt werden kann. Über die Großzügigkeit einer liebevollen Gruppe von deutschen Frauen, die für Wohltätigkeitszwecke stricken, konnten wir nur staunen. Über 20 Kilogramm Strickwaren wurden gespendet, und das obwohl die Anfrage so kurzfristig kam. Mützen, Socken, Pullover und mehr; ein ganzer Koffer voller Liebe.

Von dieser spannenden Reise lässt sich nicht so schnell berichten. Darum möchte ich im Laufe der nächsten Tage weiter über unsere Erfahrungen im Libanon schreiben. Neben persönlichen Erfahrungen will ich versuchen zu erklären warum diese Menschen aus Syrien dorthin gekommen sind, und weshalb die Meisten trotz ihrer verzweifelten Situation ausharren. Auch auf die Frage wie konstruktive Hilfe aussehen kann, möchte ich eingehen.

Auf dieser Seite gibt es Informationen und Bilder über Melissa Mitchells Arbeit unter den Flüchtlingen. Wer möchte, kann von dieser Seite aus die Arbeit finanziell unterstützen.

https://www.tyingvines.org/tyingvines-walk-with-me/

Und hier geht es weiter zum zweiten Teil:

Syrische Flüchtlinge im Libanon, Teil 2